Unsere POETISCHE HAUSAPOTHEKE ist eine Initiative von Johannes Hermann, die auch hier auf unserer Homepage ihre Realisierung findet.
In der gegenwärtig herausfordernden Zeit mag dieses Angebot eine Gelegenheit eröffnen neues Terrain zu betreten für neue Erfahrungen, Blickrichtungen, Eigeninitiative und Entdeckungsfreude.
Wir freuen uns sehr über dieses weitere und schöne Feld unserer Zusammenarbeit. Wir freuen uns auch auf Ihre Resonanz!
Johannes Hermann ist seit vielen Jahren in verschiedener Funktion mit dem Georgenhof verbunden.
Neben der Ausübung seiner Berufstätigkeit als Therapeut für Rhythmische Massage unterstützt er unsere Arbeit auch als Mitglied des Beirats, einem Organ des Vereins, Kinder-und Jugendhilfe mit Schule am Heim nach der Pädagogik Rudolf Steiners eV.
VITA - Johannes Hermann
- geb. 1955, verheiratet, drei Kinder.
- Selbstständig in eigener Praxis für Massage-
und Bewegungstherapie. - Leitung von Circustheatergruppen mit Erwachsenen und Jugendlichen in sozialtherapeutischen Einrichtungen.
- Circuspädagoge und Mitglied im Leitungsteam des Überlinger
Kinder- und Jugendcircus Faustino. - Regelmäßige Aktionen in Betrieben: „Poesie am Arbeitsplatz”.
- Kulturveranstaltungen mit Rezitation, Jonglage und Musik
Poetische Hausapotheke
Vorbemerkung:
POESIE ist ein äußerst wirksames und uraltes Heilmittel; Eine Arznei für Körper, Seele und Geist.
Der Umgang mit Poesie stärkt das Immunsystem, die Rekonvaleszenz - und Resilienzkräfte.
Richten Sie sich doch eine POETISCHE HAUSAPOTHEKE ein!
Das ist im Prinzip sehr einfach:
Lesen Sie die hier gezeigten Gedichte und seien Sie aufmerksam. Bemerken Sie eine positive Resonanz, sagt Ihnen eines besonders zu?
(Wenn nicht, dann empfehlen wir auf die nächste Veröffentlichung auf dieser Seite zu warten, oder diese Seite einfach, guten Gewissens, beiseite zu legen.)
Sind Sie noch dabei, dann nehmen Sie Zettel und Stift und schreiben Sie das gewählte Gedicht auf.
Jetzt lesen Sie bitte in Ruhe die Anwendungsempfehlungen und Vorbemerkungen, und schon können Sie damit beginnen Ihre eigene
POETISCHE HAUSAPOTHEKE einzurichten.
Weitere Anregungen und Gedichte folgen in regelmäßigen Zeitabständen auf dieser Plattform.
Sobald es die Lage zulässt, laden wir Sie gerne in den Georgenhof ein um mehr zu solch einer POETISCHEN HAUSAPOTHEKE zu erfahren.
Anwendungsempfehlung:
Stecken Sie sich Ihr Gedicht in die Tasche.
Bei vielen Gelegenheiten hervorholen und sich die Worte und Verse aktiv einprägen, durch lautes oder leises "hörendes" Lesen oder Sprechen.
Das Gedicht wieder wegstecken um es bei nächster Gelegenheit erneut hervorzuholen.
Die Worte und Verse prägen sich nur allmählich ins Gedächtnis ein, daher diesen Vorgang geduldig und liebevoll begleiten.
Auch kleinste Fortschritte des Erinnerns wohlwollend bemerken.
Das Ganze dann mit den Worten, Klängen, Bildern und Rhythmen im inneren, persönlichen Schatzkästchen verwahren. Dieses wird extra für diesen Zweck eingerichtet. (Das Kästchen befindet sich in unserer konkreten Vorstellung und ist daher sehr praktisch zu handhaben!)
Der Beweis der Wirksamkeit ist am besten durch die eigene Erfahrung zu erbringen. Das ist zwar etwas mühsam, aber nicht unmöglich und auch nicht unwissenschaftlich.
Wir wünsche Ihnen gutes Gelingen!
17.01.2021
Die Liebe
sitzt in der Sonne
auf einer Mauer und räkelt sich
für jeden zu sehn
Niemand hat sie gerufen
niemand könnte sie wegschicken
auch wenn sie störte
Woher kam sie als sie kam?
Man sieht selbst die Katze kommen
oder ein Gedicht auf dem Papier
Und der dunkelfüßige Traum
stellt sich nicht aus
Die Mauer ist leer
wo die Liebe saß
Wohin ging sie als sie ging?
Selbst der Tod, selbst die Träne
läßt eine Spur
Hilde Domin (1909 - 2006)
10.01.2021
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Erich Fried (1921 - 1988)
03.01.2021
ICH fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
27.12.2020
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet,
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl (1887-1914)
24.12.2020
Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug frommm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
20.12.2020
KLEINE ERDE...
Kleine Erde !
Kleine Werde !
Bist vielleicht ein Dutzendball !
Unerschöpflich ist das All.
Bist vielleicht kein sondrer Himmel
im Gewimmel
der Myriaden,
bloß ein Himmelchen und Höllchen,
bloß ein spärlich Nebenröllchen,
Boden zwar für Gottaufgänge,
aber selbst voll Not und Enge.
Und doch, doch, du karge Scholle,
dürfst du noch einmal mich laden,
ja wohl noch viele Male noch !
Du aus Mann und Weib geballte,
gottesjunge, gottesalte !
Du – trotz aller Abseitsrolle –
Göttin mit den Möglichkeiten
allerletzter Tragischheiten,
allerletzten Glücks und Leides, -
Mutter und Geliebte... beides...
Christian Morgenstern (1871-1914)
13.12.2020
Geduld
ist das Schwerste und Einzige,
was zu lernen sich lohnt.
Alle Natur,
alles Wachstum,
aller Friede,
alles Gedeihen
und Schöne in der Welt
beruht auf Geduld,
braucht Zeit,
Stille,
Vertrauen.
Hermann Hesse (1877-1962)
06.12.2020
Schenken
Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß dein Geschenk
Du selber bist.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Hinweis Nr. 1
Das Schatzkästchen immer wieder einmal, auch ohne Grund, öffnen und auf seinen wachsenden Inhalt hin überprüfen.
Hinweis Nr. 2
Das Auswendiglernen ist ein heilsames und interessantes Mittel zur gesunden Selbstaktivierung.
Es zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit der Wirkung, die das Vitamin C auf unseren Körper und unser Immunsystem hat.
Hinweis Nr. 3
Erinnern braucht Vergessen.
Hinweis Nr. 4
Sprache kann auch schön sein.