Den Kindern und Jugendlichen zu helfen,
die Opfer der Not ihrer Zeit geworden sind.
Impuls und Aufgabe
Es ist unsere Überzeugung, dass in jedem Menschen im Grunde der Wunsch lebt, die eigenen besten Kräfte, seine Fähigkeiten und Ressourcen entdecken, vervollkommnen und in Anwendung bringen zu wollen.
Für Kinder und Jugendliche, die in ihrer Anschlussfähigkeit eingeschränkt sind, die das Vertrauen in ihre individuellen Möglichkeiten aufgegeben haben, für die der Zugang zu ihrem sozialen Umfeld eingeschränkt ist, bietet der Georgenhof einen zuverlässigen und sicheren Ort, von dem aus Verlorengeglaubtes wiedergefunden und Neues errungen werden kann. Wir schaffen die Bedingungen, damit eine gute Entwicklung ihren Weg nehmen kann.
Alles Anschauen eines schon Daseienden
ist nichts gegen die Seligkeit im Anschauen
eines Werdenden.
Rudolf Steiner
Unser Menschenbild
Immer ist es die Not, in ihren vielfältigen Facetten, die zu der Aufnahme eines Kindes oder Jugendlichen in den Georgenhof führt. Die Kinder haben oft schon früh Gefährdungen und Verletzungen erfahren und tragen durch diese oder andere massive Beeinträchtigungen eine schwere Bürde. Mit diesen Erfahrungen und Einschränkungen ist das Kind in seiner Lebenssubstanz existentiell angegriffen und die ihm innewohnende Entwicklungskraft gehindert.
Wenn ein Kind am Georgenhof vorgestellt wird, zeigt sich uns das Gewordene: Wir treffen auf das Kind mit seinen Belastungen, Kränkungen und Störungen. Dieses Anschauen eines Daseienden kennen wir gut.
Wenn aber gilt, dass der Mensch mehr ist, als das, was er uns vordergründig zeigt, wenn der „wirkliche“ Mensch unsichtbar ist und erst entdeckt und wie ein Rätsel gelöst werden will, dann ist die größte Sehnsucht des Menschen, gesehen zu werden, gesehen zu werden, wie er wirklich ist.
Damit ist der beständige Anspruch genannt, den das Kind an uns im Georgenhof stellen darf: es zu sehen, das Kind, wie es wirklich ist, wie es werden will. Dann ersteht das Zukunftsbild des Kindes in uns. Dieses Bild zu schauen bringt zugleich die Verpflichtung, die Aufgabe mit sich, dem Gesehenen, dem Geschauten zur Wirklichkeit zu verhelfen.
Wir werden selig "im Anschauen eines Werdenden".
Woran orientiert sich die Erziehung eines Kindes?
Die Erziehungsfrage läuft schon immer Gefahr, aus Anderem heraus beantwortet zu werden, als aus dem zu erziehenden Menschen selbst. Politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Prägungen und Eigeninteressen machen sich unzulässig auf erzieherischem Feld geltend, mit all den Auswirkungen, die solche wesensfremde Einflussnahme mit sich bringt.
Es ist das Kind selbst, das als sich entwickelndes Wesen, in aller Konsequenz die Gesichtspunkte für seine Erziehung bildet. Erziehung geschieht aus dem Kinde heraus und aus der Erkenntnis der in ihm wirkenden Entwicklungsgesetze. Genauso entdeckt werden wollen die individuellen Anlagen und besonderen Aufgaben, die jedes Kind mit sich bringt.
Unser Ziel und zugleich Ausgangspunkt für die Erziehung des Kindes ist das Bild des Menschen als ein auf Freiheit hin veranlagtes Wesen.
Das Ziel unserer Pädagogik ist folglich, jedem jungen Menschen zu seiner ganz individuellen Freiheit zu verhelfen. Dies streben wir für jedes Kind an, unabhängig von Religion, Weltanschauung, Hautfarbe, Geschlecht und elterlichem Vermögen.